HÄRTING.fm - Der Podcast für Recht, Technologie und Medien

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00:00:00: [Musik]

00:00:20: Wir melden uns mit Folge 2 unserer Staffel Litigation at Herting FM, der Podcast für

00:00:25: Recht Technologie und Medien.

00:00:26: In insgesamt sieben Folgen spreche ich mit den Kollegen aus unserem Litigation Team

00:00:31: über ihre jeweils dreitelsten, schlechtesten, leereisten, absurdesten, gerichtlichen Verfahren.

00:00:37: Heute darf mein Freund und Kollege Christoph Elzner aus seiner 100-jährigen Erfahrung

00:00:41: mit guten und schlechten Prozessen berichten.

00:00:44: Hallo, lieber Christoph.

00:00:46: Hallo, Martin, ich freue mich sehr.

00:00:48: Das ist gelogen, weiß ich, weil ich deine Augenbrauen bei den 100 Jahren gesehen habe,

00:00:53: aber fast.

00:00:55: So, die Dauerhörer dieses Podcasts kennen und schätzen Christoph seit der Gründung

00:00:59: Teil von Herting Rechtsanwälte und Partner im Litigation Team und unserem Mann für

00:01:02: die besonders schwierigen Fälle.

00:01:04: Er war jedenfalls schon dreimal hier im Podcast zum Filmrecht mit der Produzentin Jami Davenske,

00:01:09: gemeinsam mit Juse Schwarz zu Schiedsgerichtsverfahren und ja schon ein bisschen näher dran an

00:01:15: unserem heutigen Thema in Folge 23 unter dem schönen Titel "Bitter Sweet Symphony"

00:01:20: über das Scheitern von IT-Projekten und wie man es verhindern kann.

00:01:24: Also wer da reinhören möchte, mag das gerne tun.

00:01:27: Christoph, auch du hast drei Fälle mitgebracht und bevor wir da in die Einzelten einsteigen,

00:01:32: was ist denn der so der gemeinsame Ninner deiner drei Fälle?

00:01:36: Ich habe mir mal gedacht, wir könnten das Thema Sachverständige in IT-Prozessen beleuchten.

00:01:44: Sachverständige kommen meistens oder eigentlich immer dann zum Tragen, wenn Fragen streitig

00:01:52: sind.

00:01:53: Der Sachverständige ist nicht ausreicht?

00:01:55: In der Sachverständige ist nicht ausreicht.

00:01:58: Na ja, dann sollten sie vielleicht noch ein bisschen öfter in Erscheinung treten.

00:02:07: Ja, wenn es um technische Fragen oder um Sachverhalts, also beim IT-Richt um technische

00:02:12: Fragen, also um Sachverhaltsfragen geht, rechtliche Sach- oder Rechtssachverständige gibt es eigentlich

00:02:18: nicht, außer manchmal für ausländisches Recht.

00:02:22: Aber im Grundsatz muss der Richter das Recht kennen, aber er muss sich mit den Tatsachen,

00:02:28: wenn die streitig sind und insbesondere wenn sie technische Sachverhalte betreffen, nicht

00:02:32: auskennen, sondern kann sich dort Fremdensachverstands bedienen, beziehungsweise nicht der Richter

00:02:37: bedient sich Fremdensachverstands, sondern die Parteien bedienen sich Fremdensachverstands.

00:02:42: Der Sachverständige ist nämlich ein Beweismittel im Zivilprozess.

00:02:44: Ja, und zwar die Partei, die für die es sozusagen günstig ist, was der Sachverständige aussaugen

00:02:50: soll, die muss wahrscheinlich den Sachverständigen mal in den Prozess bringen.

00:02:55: Also günstig die beweisbelastete Partei muss den Sachverständigen in den Prozess bringen.

00:03:02: Das kann natürlich immer wechseln, wenn der eine Sachverständige etwas ausgesagt hat,

00:03:09: dann kann es der mit dem gegenbeweisbelasteten Partei durchaus auch etwas bringen, nochmal

00:03:15: einen Gegensachverständigen zu benennen.

00:03:17: Okay, da kommen wir jetzt schon in die Einzelheiten.

00:03:20: Im IT-Prozess ist wahrscheinlich der typische Fall, es wird behauptet, die Software sei

00:03:25: mangelhaft und der Sachverständige, weil sie zum Beispiel 7 Sekunden braucht, bis sie

00:03:29: eine Rechenoperation ausführt und der Sachverständige muss dann, wenn er denn als Beweismittel

00:03:36: eingeführt wird, ausführen dazu, ob es mangel ist oder nicht, also ob es abweicht von dem,

00:03:41: was man vereinbart hatte oder erwarten darf.

00:03:44: Ja, wobei die Frage, also ob jetzt softwert tatsächlich mangelhaft ist, gar nicht mal

00:03:52: die häufigste ist, jedenfalls nicht in unserer Praxis, sondern eher Fragen, ob IT-Dienstleister

00:04:00: ordnungsgemäß gehandelt haben, ob man hätte für ein besseres Back absorgen müssen, ob

00:04:09: das Netzwerk ordnungsgemäß ausgerichtet war, etc.

00:04:12: Aber es gibt durchaus auch Fälle, in denen es um Softwaremenge geht, also das ist ja...

00:04:17: Okay, gut, ich glaube es wird noch ein bisschen klarer, wenn wir mal einsteigen in deine drei

00:04:22: Fälle, insofern die bitte an dich mal den ersten Fall, den du mitgebracht hast, kurz zu

00:04:28: erläutern.

00:04:29: Notwendigerweise natürlich ein bisschen abstrakt, weil Mandanten legen wir nicht offen, aber

00:04:37: vom Sachverhalt eigentlich relativ einfach ein technologische, technische Streitfrage,

00:04:46: ein automatisierter Kran, ein Kran, der bestimmte Prozessschritte selbst vorgenommen hat und

00:04:54: benutzt worden ist, um erhebliche Lasten zu bewegen.

00:04:57: Der wird bedient von einem Mitarbeiter und der Mitarbeiter denkt, das ist alles in Automatik

00:05:07: betriebs, so hieß es in dem konkreten Anwendungsfall.

00:05:10: Und der Kran fährt auch, wie er soll, hebt das ungefähr 150 Kilogramm schwere Rad an,

00:05:20: bewegt es und in der Mitte des Bewegungsvorgangs, also von einem Ort zum nächsten und in der

00:05:27: Mitte des Bewegungsvorgangs öffnet sich der Greifer, das Rad stürzt herab und zerstört

00:05:32: Teile des Equipments, das sich dort befand.

00:05:34: Ist man hin kein nur Menschenleben?

00:05:36: Keine Menschenleben, aber hat Reparaturkosten von ungefähr 250.000 Euro verursacht und

00:05:44: der Streit ging darum, wer diese Kosten zu bezahlen hatte und die eine Seite sagte,

00:05:54: naja, da hat der Mitarbeiter was falsch gemacht, weil der Kran öffnet sich ja nicht einfach

00:06:02: von alleine, sondern der hat möglicherweise auf den Öffnenknopf gedrückt.

00:06:07: Und die andere Seite, die wir da vertreten haben, die meinte, naja, es gäbe doch Anhaltspunkte

00:06:16: dafür, dass die Steuerungssoftware ein Fehler aufwies, der dazu führte, dass der Kran nicht

00:06:20: ganz genau wusste, wo in welcher Stelle er jetzt eigentlich war.

00:06:23: Möglicherweise einfach aufgrund einer fehlenden Datenlöschung dachte er sei schon am Endpunkt

00:06:31: angekommen.

00:06:32: Das ist die Ausgangssituation gewesen.

00:06:35: Okay, sprich, so ein bisschen Bedienfehler versus Software oder Systemfehler.

00:06:40: Genau, so kann man es sagen.

00:06:43: Also menschliches Verschulden oder menschliches Versagen, absolute Idiotie auf der einen

00:06:49: Seite und naja, nicht ordnungsgemäß programmiert auf der anderen Seite.

00:06:53: Okay, und das war alles in der Pre-KI-Zeit, sodass wir es jetzt auch nicht einfach auf

00:06:57: die künstliche Intelligenz schieben können und sagen können, es war gar keiner, es war

00:07:00: die KI.

00:07:01: Also es war in der Vorintelligenzzeit.

00:07:03: Immerhin gab es schon Krane, Christoph.

00:07:07: Ja, Krane gab es, aber keine KI, nein, man konnte es nicht anschieben und das ist auch

00:07:11: schon ein paar Jahre her.

00:07:13: Und es ist deshalb auf der Liste, weil du vorhin gesagt hast, meine besten und meine schlimmsten

00:07:20: Verfahren, wir haben heute leider nur schlimme Verfahren.

00:07:23: Ich habe ...

00:07:24: Das ist mir nicht entgangen, ich habe ja schon mal einen Blick geworfen auf deine Liste

00:07:27: und hatte schon überlegt, ob ich bei dir einführe mit deiner schlimmsten Verfahren.

00:07:32: Ich glaube, ich kenne sie auch alle drei, was ja auch nicht selbstverständlich ist.

00:07:35: Ja, den Fall hier, der ist mir ebenfalls begriffen.

00:07:40: Genau, ich habe auch schon viel meinen Kollegen, meinen Leid damit geklagt, weil alle Fällen,

00:07:47: allen Fällen ist gemeinsam, was im Sachverständige dann angerufen worden sind, hier in der konkreten

00:07:52: Situation zu der Frage, ist es ein ... kann man feststellen, ob ...

00:07:57: Welche Ursache das hat, sprich, also kann man feststellen, entweder menschlich ist verschulden

00:08:03: oder Zofferfehler oder bleibt es unentschieden, ein so genanteres Non-Leak it, das Non-Leak it

00:08:11: ist dann das, wo das Recht wieder eingreift und sich die Frage einfach danach entscheidet,

00:08:17: wer den Beweis führen muss.

00:08:20: Das war hier wie wir, oder?

00:08:22: Ja, in der ersten Instanz war es die Gegenseite und in der zweiten Instanz war das Gericht

00:08:27: anderer Auffassung zur Beweislast und dann waren es wir und wenn wir an das Ende von

00:08:33: diesem Fall kommen, wird auch klar, warum es mir immer noch Bauchschmerz erweitert.

00:08:37: Es war keine gute, keine schöne Situation, weil das sich das geändert hat zwischendurch.

00:08:42: Genau.

00:08:43: Also, sprich, wir hatten einen Sachverständigen, der ja womit beauftragt war und was festgestellt

00:08:49: hat.

00:08:50: Ja, der Sachverständige war halt mit der Feststellung der Schaden zur Sache beauftragt,

00:08:57: hat dann auch vor Ort versucht, Dinge zu untersuchen.

00:09:01: Kommen wir vielleicht noch dazu und es geht gar nicht so sehr um die Feststellung, jeden

00:09:10: falls mir ging es gar nicht so sehr um die Feststellung, die er da getroffen hat, sondern

00:09:14: um die extreme Zeitdauer, die das erfordert hat und um die gänzliche Inkompetenz Sachverständigen.

00:09:22: Weil wie wird dann ein Sachverständiger eigentlich bestellt?

00:09:27: Das Gericht wählt den aus, wenn sich die Parteien, also im Grundsatz, wenn sich die

00:09:34: Parteien auf eine Person einigen, dann soll das Gericht diesen zum Sachverständigen bestellen.

00:09:39: Und wenn sich die Parteien nicht einigen können oder keine Vorschläge machen, dann greift

00:09:46: das Gericht im Regelfall auf öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige zurück.

00:09:51: Wenn man sich dann durch die IAK in einem, jetzt nicht besonders rigorosen Prüfungsverfahren

00:09:57: kann, kann sich jeder, der der Auffassung ist, ja sein besonders kompetent.

00:10:02: Dort zum Sachverständigen bestellen lassen, ein paar Voraussetzungen muss man schon haben,

00:10:07: man muss Zeugnisse haben, man muss nachweisen, dass man tatsächlich in dem Feld kompetent

00:10:12: ist, klammer auf.

00:10:14: Und man muss auch ein paar Arbeitsproben vorlegen.

00:10:18: Aber nach meiner Erfahrung kann das Verfahren nicht besonders rigoros sein, weil jedenfalls

00:10:24: im IT-Bereich es gibt, wie immer, auch gute, aber es gibt auch viele, wo man sich fragt,

00:10:32: wie sie das geschafft haben.

00:10:34: Aber in dem konkreten Fall war ja so ein bisschen die Frage, ist es denn ein Softwarefehler?

00:10:41: Hatten die Parteien auch schon vorher vorgetragen?

00:10:43: Das Gericht hat aber keinen IT-Sachverständigen bestellt, sondern einen, weil es ja ein, der

00:10:50: Kran hat sich bewegt, er fuhr von einem Ort zum anderen und es hat einen Sachverständigen

00:10:57: für Fahrzeugtechnik und Automation.

00:11:00: Beziehungsweise mit der Automation habe ich gerade erfunden für Fahrzeugtechnik zum

00:11:05: Sachverständigen bestellt, der nach eigenem Vortrag von Software und IT-Fragen überhaupt

00:11:13: keine Ahnung hatte.

00:11:14: Wann ist dir das aufgefallen?

00:11:19: Was habt ihr gemacht?

00:11:21: Na ja, wir haben natürlich versucht, dem Gericht nahezubringen, dass sie doch jemanden kompetent

00:11:26: darin bestellen sollen.

00:11:27: Wiederholt während des ganzen Verfahrens, also schon, als der benannt worden ist, aber

00:11:34: dann in der Folge auch, als ich abzeichnete, was der so vorhatte als Sachverständige Begutachtung.

00:11:39: Und das Gericht und leider kein Einzelfall, im Grundsatz ist die ZBO sehr, also nicht viele

00:11:51: Paragrafen, die den Sachverständigen Beweis regeln, zwölf mich insgesamt, mit unter 13,

00:11:58: ja, eine schöne Zahl, ne 14 sogar, aber die Gerichte nutzen die praktisch nicht.

00:12:05: Wo steht es in der ZBO?

00:12:06: Das ist in den Paragrafen 402 fortvollen in der ZBO.

00:12:09: Sachverständigen Beweis ist eines von den Beweismitteln.

00:12:12: Und die Gerichte nutzen aber die Möglichkeiten relativ selten, weil sie sich gerne damit zu

00:12:18: Frieden geben zu sagen, wir haben noch jetzt den Sachverständigen bestellt, der stellt

00:12:23: an irgendwann seinen Gutachten, dann gucken wir, was steht unten in dem Gutachten drin

00:12:26: und das ist dann die Entscheidung, die wir da felden.

00:12:28: Und der Konkrete hier, der hatte dann die graniose Idee, nicht zu schauen, ob die Software

00:12:34: vermöchentlich fehlhaft ist, sondern den Unfall nachzustellen.

00:12:38: An dieser wunderbare Idee den Unfall nachzustellen, was aber mehrere Jahre Vorbereitungen bedurfte,

00:12:44: weil der Kran war im Produktivprozess eingesetzt.

00:12:47: Das heißt, da fuhren immer noch solche Räder, die vielen nicht mehr herab, weil der Softwarehersteller

00:12:54: die Software inzwischen repariert hatte.

00:12:56: Aber ja, man braucht den Kran.

00:13:00: Das heißt, man musste die Produktionsstelle liegen und er wollte ja zu schauen, ob dann

00:13:05: das Rad wieder runterfällt, wenn man genau den selben, wenn man genau den selben Vorgang

00:13:10: macht.

00:13:11: Das heißt, man muss...

00:13:12: Das muss auch das Messgerät runterstehen.

00:13:13: Das ist ein weiteres.

00:13:15: Nee, das hat man abgesehen, aber man hat dann einen Spezialwerkzeug herstellen lassen,

00:13:21: das verhindert das für den Fall, dass sich der Kran tatsächlich öffnet, das Rad herunterfällt.

00:13:27: Das hat man alles gemacht.

00:13:28: Der war auch nicht besonders schnell, der Sachverständige hat irgendwie vier oder fünf Jahre gedauert,

00:13:34: bis man dann soweit war, was dann aber dazu führte.

00:13:39: Nein, nicht dazu führte, sondern dann gab es den großen Tag.

00:13:43: Ich war mehrfach im Thüringer Raum, ich war mehrfach dort immer schön hingefahren.

00:13:49: Und am großen Tag stellte sich heraus, dass die dann auch extra wieder eingespielte alte

00:13:57: Software mit den jetzigen Vorgängen nicht mehr zusammenpasste, weil man zwischenzeitlich

00:14:03: eine Sicherungsschloss in eine Tür eingebaut hatte.

00:14:06: Man hätte dieses Sicherungsschloss abklemmen müssen, damit die Software wieder funktioniert.

00:14:12: Das heißt, nach fünf Jahren und Kosten von 50.000 Euro ungefähr, stellt sich heraus,

00:14:20: dass der Sachverständige den von Ihnen vorgesehenen Experimentalverlauf gar nicht umsetzen konnte.

00:14:28: Und wahrscheinlich war es dann so, dass alle Beteiligten außer die, in dem Fall ihr, sozusagen

00:14:37: die Hände heben konnten und sagen, wir haben ja alles nichts falsch gemacht.

00:14:41: Der Sachverständige hat probiert es rauszufinden.

00:14:43: Es ging nie nicht mehr.

00:14:44: Das Gericht sagt, es geht nicht.

00:14:46: Also non-leak it.

00:14:47: Genau.

00:14:48: Und damit haben wir die Entscheidung.

00:14:50: Genau.

00:14:51: So ist es dann auch gelaufen.

00:14:52: Der erste Instanz an diesem Punkt für uns gar nicht so schlecht, weil, wie gesagt, da ging

00:14:56: das Gericht davon aus, dass die Beweislast bei dem, bei der anderen Seite lag.

00:15:02: Wir haben dann leider ultimativ das gesamte Verfahren verloren, weil die zweite Instanz

00:15:07: die Beweislast anders bewertet hat.

00:15:09: Aber der Sachverständige hat also gänzlich unbrauchbar und zwar letztlich von Anfang

00:15:17: an erkennbar unbrauchbares Gutachten geliefert und besonders frustrierend.

00:15:22: Es hätte Möglichkeiten gegeben.

00:15:24: Ich weiß natürlich nicht, was das Ergebnis gewesen wäre, aber es hätte Möglichkeiten

00:15:27: gegeben, da geäutig, zielführender, tätig zu werden.

00:15:31: Okay.

00:15:32: Also, ich hatte nach einer ziemlich katastrophalen Erfahrung an.

00:15:35: Ich erinnere mich auch, dass ein oder andere Mal dich einigermaßen frustriert aus Thüringen

00:15:39: zurückgereist, jetzt begrüßen zu dürfen.

00:15:43: Wahnsinn.

00:15:44: Vielleicht Fall 2.

00:15:47: Fall 2 ist auch langjährig, wobei da die gutachterliche Tätigkeit jedenfalls das Ersten Sachverständigen

00:15:58: nicht ganz so lange gedauert hat.

00:16:01: Da geht es um die Frage, ob eine Softwarerechte verletzt oder ging es um die Frage, ob eine

00:16:08: Softwarerechte verletzt.

00:16:10: Und also letztlich darum, ob Mitarbeiter, die ein Unternehmen verlassen haben, ihr Konkurrenzprodukt

00:16:21: mit geschützten Wissen des Unternehmens erstellt haben oder mit ihm frei zugänglichen Erfahrungen

00:16:28: und Wissen, dass sie zuvor erworben hatten, klassischer Fall, Urheberrecht und ein bisschen

00:16:34: Betriebs- und Geschlechtsgeheimnisse.

00:16:37: Und wir haben den ehemaligen Arbeitgeber vertreten und die Frage war, ist die neue Software,

00:16:46: die die auf den Markt gebracht haben, praktisch die alte Software oder haben sie tatsächlich

00:16:53: da was Neues programmiert und wir haben fein, im einen/weiten Restschutz sogar eine Besichtigung

00:17:03: vorgenommen und der Gutachter hat sich Software und unsere Vergleichssoftware angeguckt und

00:17:09: hat uns ein Ergebnis geschickt.

00:17:11: Wie am Mindestens die Hälfte der Software stimmt überein.

00:17:16: Da waren wir jetzt ja auf Fassung, da ist der Falsch schon fast gewonnen.

00:17:21: Hat er sich den Code angeschaut?

00:17:23: Ja, beziehungsweise er hat sich nicht den Code angeschaut leider, sondern er hat Prüf-Summen

00:17:28: verglichen, der Software.

00:17:32: Das heißt, er hat sich nicht im Einzelnen angeguckt, was der Qualco-Tier gibt, sondern

00:17:40: er hat das Zeug zerhackt, Prüf-Summen gezogen und die Prüf-Summen verglichen und waren

00:17:46: identisch im Größen und Teilen.

00:17:48: Und dann haben wir auf dieser Basis einen Chance-Alerts-Prozess geführt.

00:17:53: Wie gesagt, der Sachverständige war im Einzelnen Rechtserfahren, dann einen Chance-Alerts-Prozess

00:17:58: geführt.

00:17:59: Im Vollbewusstsein oder im Vollgefühl, dass wir das schon gewinnen werden.

00:18:02: Und dann kam ein Privatgutachter der Gegenseite und sagte, na ja, also dieses Gutachten, dass

00:18:10: da der gerichtliche Sachverständige einen zweiten Rechtschutzer stellt hat, sei Schrott, dass

00:18:15: er doch alles Open Source Software.

00:18:17: Und wir haben dann noch ein bisschen gehofft, dass wir uns vernünftig verteidigen können,

00:18:25: bzw. unseren Angriff aufrecht erhalten und haben einen Obergutachten eingefordert.

00:18:31: Was letztlich dann, wenn unterschiedliche Sachverständige zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen,

00:18:36: der Weg ist die Wahrheit, in Anführungsstrichen zu ermitteln.

00:18:40: Der Obergutachter war auch kompetent, aber er hat uns nicht recht gegeben, sondern er

00:18:48: hat halt zu dem Ergebnis gekommen.

00:18:50: Ja, die stimmen zwar beeindruckend, die Checksum, die da im Raum stehen, aber öffentlich zugängliche

00:18:58: Libraries, die beide verwendet haben.

00:19:00: Was jetzt nicht heißt, dass da nicht abgekupfert worden ist, aber was bedeutet, dass wir es

00:19:05: nicht beweisen können oder nicht beweisen können?

00:19:07: Okay, vielleicht zwei Fragen drängen sich mir auf.

00:19:11: Erstens, im Wieweit hat der fürs EV-Verfahren bestellte Sachverständige Wirkung fürs Hauptsache

00:19:17: ein Beweisungsverfahren?

00:19:20: Man kann Sachverständigen Gutachten zu einheitlichen Fragen in anderen Verfahren verwenden.

00:19:29: Okay, kutiv war es die identische Frage, das lag ja danach.

00:19:32: Genau.

00:19:33: Wahrscheinlich auch die gleiche Kammer?

00:19:34: Ja, auch die gleiche Kammer.

00:19:35: Man kann es also als Beweismittel verwenden, aber natürlich kann jedes Beweismittel angegriffen

00:19:40: werden.

00:19:41: Und es ist dann eine Beweislastfrage möglicherweise, haben wir schon heute gehört, was sich die

00:19:49: Beweislast wie wichtig die dann wird.

00:19:51: Aber es steht natürlich frei, einen Gutachten anzugreifen, was durchaus Sinn machen kann.

00:20:01: Und die zweite Frage, du sagst die anderen, hätten dann den Privatsachverständigen Gutachten

00:20:07: beauftragt.

00:20:08: Sag mal noch einen Satz dazu.

00:20:10: Ein Privatsachverständige, das ist meistens ein Streitpunkt, wer dann die Kosten tragen

00:20:21: muss, ist sonst gar nicht so unüblich, wenn man sich versucht, über eine Situation Klarheit

00:20:27: zu verschaffen.

00:20:28: Das Problem mit dem Privatsachverständigen ist, der ist kein richtig lieb bestellter Sachverständiger.

00:20:33: Man braucht das selber, bezahlt ihn selber und er kann nicht von der Beweislast.

00:20:37: Und das, was ein Privatsachverständiger feststellt, ist Parteivortrag.

00:20:40: Aber ins substantierte Parteivortrag, der im Zweifel ein Gericht dazu bewegt, der Sache

00:20:48: noch mal nachzugehen.

00:20:49: Man muss sich schon bewusst sein, die Privatsachverständigen werden dann jetzt nicht lügen, aber es ist

00:20:56: natürlich schon denkbar, dass oder anders in den Prozess eingeführt werden.

00:21:01: Natürlich nur Gutachten, die zu dem richtigen Aussicht des jeweiligen Parteiergebnisses

00:21:06: kommen.

00:21:07: Die können theoretisch, ich würde hier nicht der Fall gewesen sein, aber die drei Gutachter

00:21:11: beauftragen und nehmen einfach das Gutachten, was am schönsten ist, am besten ist und reichend

00:21:15: ist ein.

00:21:16: Insofern, da kommt der Mangel an Überzeugungskraft her, dem man dann so ein Privatgutachten

00:21:23: hat.

00:21:24: Genau.

00:21:25: Der Vorteil eines Privatgutachtens, eines objektiven Privatgutachtens ist, dass man sich

00:21:28: jemanden aussuchen kann, der potenziell kompetent ist.

00:21:32: Der ist natürlich verbrannt für das Verfahren.

00:21:34: Man kann dort nicht mehr als gerichtlicher Sachverständiger auftreten.

00:21:37: Aber wenn es um Tatsache und Fragen geht und nicht so sehr um Bewertungen, die Sachverständigen

00:21:47: werden ja manchmal auch zu Bewertungen befragt, wenn es um Tatsachen geht, dann kann einem

00:21:50: das schon helfen.

00:21:51: Ich habe den Fall ausgewählt, weil man selbst, wenn der Sachverständige was Positives sagt

00:21:59: für einen, darf man dem nicht zwingend trauen.

00:22:03: Man muss schon im Hinterkopf haben, dass selbst ein gutes Sachverständigen gut achten in

00:22:09: der nächsten Instanz oder im nächsten Schritt einem auf die Füße fallen kann.

00:22:13: Wenn man nicht 100% überzeugt ist von der Qualität, dass es meistens besser ist,

00:22:22: nochmal jemanden zu fragen, der wirklich Ahnung hat.

00:22:24: Nicht nur Prüfzummen von Open Source Library sieht.

00:22:27: Nicht nur Prüfzummen von Open Source Sachen zu ziehen, am besten natürlich weiß es selber.

00:22:31: los, der Anwalt, der glaubt, dass er alles selber weiß.

00:22:35: Er hat aus anderen Gründen verloren.

00:22:37: Er hat aus anderen Gründen verloren.

00:22:39: Ich wollte noch ganz kurz, dass wirklich frustrierende war dann.

00:22:42: In dem Hauptsacheverfahren ging es dann ja um die Ergebnisse der Bewertung.

00:22:47: Und dann haben wir versucht, die alten gesicherten Dateien wieder zu bekommen.

00:22:54: Darauf haben wir die Auskunft bekommen, die seien nicht mehr vorhanden.

00:22:57: Man könne sie nicht mehr finden.

00:22:59: Dann haben wir ein Gutachten auf der Basis des Privatgutachtens erstellen lassen.

00:23:06: Und anderthalb Jahre später kam dann die Nachricht, man hätte sie jetzt doch gefunden.

00:23:12: Also der eine Gutachter, der ausgeschieden.

00:23:14: Und beim Aufräumen dessen Büro hätte man irgendeiner Ecke, hätte man die Festplatte

00:23:21: gefunden mit den Dateien.

00:23:22: Das ist deshalb ärgerlich, weil wir dann noch ein weiteres Gutachten erstellt haben.

00:23:27: Auf das Ergebnis konnte man sich ein bisschen denken, aber unter rechtlichen Sichtpunkt

00:23:32: war es dann erforderlich, das nochmal zu prüfen.

00:23:34: Das heißt, wir haben insgesamt obergutachter dreimal damit befasst, dass wirklich, wirklich

00:23:42: unnötig gewesen ist.

00:23:43: Und zehn Jahre gedauert hat.

00:23:45: Genau.

00:23:46: Also das Schlimmste an dem Fall ist nicht, dass die Mannaten verloren haben, sondern dass

00:23:51: die ganze Sachverständigen, der Sachverständigen Wahnsinn.

00:23:56: Also dass die Mannaten verloren haben ist natürlich auch grausig.

00:23:59: Vor allem für die Mandanten.

00:24:00: Ja, aber wenn es so war, dass die nicht keine Geschäftsgeheimnisse gestohlen haben, dann

00:24:04: dann auf Open Source, die ja die Mandanten hoffentlich ordnungsgemäß veröffentlicht mit

00:24:09: einem QR-Code-Hinweis versehen haben und dann waren die Mandanten vielleicht sauer, aber

00:24:16: letztlich schlecht informiert, was ihre ehemaligen Mitarbeiter haben.

00:24:20: Genau.

00:24:21: Und das ist der Inhalt der eigenen Software nicht so im Bild wie man sein sollte.

00:24:27: Jo, dann zu deinem dritten, drittschlimmsten Fall.

00:24:31: Ja, der drittschlimmste Fall ist auch langwierig gewesen.

00:24:35: Ist ein Dienst, also das Streit um einen Dienstleisterfehler, der IT-Dienstleister, unternehmt die Systemwartung,

00:24:53: unter anderem auch die Einrichtung und Durchführung von Backups.

00:24:59: Aber er wird erst, also er war erst nicht so umfangreich tätig und dann wird ihm das

00:25:10: alles übertragen und an dem ersten Tag, als er anfängt sich das System Monitoring einzurichten,

00:25:23: bricht das Backup zusammen.

00:25:25: Der Dienstleister macht was an dem System, es ist unschreitig, aber er richtet eigentlich

00:25:31: nur ein Monitoring-Client ein, fasst das Backup gar nicht so richtig an und dann ist am nächsten

00:25:41: Tag läuft die IT nicht mehr, das ERP-System ist gelöscht und es gibt so ein bisschen

00:25:50: den Anschein als...

00:25:51: 10 Jahre lief das vernünftig jetzt, sind Sie da und alles ist kaputt.

00:25:55: Genau, vor dem Hintergrund kann man vielleicht auch die Frustration und die Aufregung des

00:26:00: Auftraggebers verstehen.

00:26:01: Es gibt dann so ein bisschen die Frage, das gibt den Verdacht, weil so richtig feststellen

00:26:11: kann man es nicht mehr, als wir da mit befasst worden sind, gab es die Originalsysteme nicht

00:26:16: mehr, sondern nur noch Teile davon, dass die Sicherungsroutine nicht auf das Bandlaufwerk

00:26:23: gesichert hat, sondern auf die Arbeitsplatte und auf die Productive Environment etwas, was

00:26:32: eigentlich nicht passieren sollte und nicht passieren darf und keine durchdurch erklären

00:26:35: kann warum.

00:26:36: Und auch dort gab es dann wieder die Frage erstens, wie ist denn der Schaden zustande

00:26:42: gekommen, also die Ursache.

00:26:43: Und in einem zweiten Schritt die Frage war, war unser Mandant im Dienstleister einen Vorwurf

00:26:51: zu machen.

00:26:52: Und das hat sich auch länger gezogen, weil verschiedene Sachverständige, es gibt so

00:26:59: einen gewissen Faden, der sich durch alles im Durchzieht tätig war.

00:27:03: Aber warum mussten verschiedene Sachverständige da tätig sein, weil der erste Sachverständige

00:27:09: fast worden ist, der ja wie gesagt die Frage hatte, was war denn die Ursache für diesen

00:27:14: Fehler, der hat nicht diese Frage beantwortet, sondern der hat die Frage beantwortet, hätte

00:27:23: es ein funktionierendes Backup geben müssen.

00:27:26: Also eine etwas andere Frage, die vielleicht auch spannend ist, die auch die Gegenseite möglicherweise

00:27:34: hätte stellen können, aber am einen gegangen haben wir ja gesagt, Sachverständige kommen

00:27:37: ins Spiel, wenn die Parteien Sachvortrag machen und eine Beweisbehauptung erstellen.

00:27:42: Und der ist dann aber zu dem Ergebnis gekommen, ja klar, ist unser Mandant in Schuld, weil

00:27:49: wenn sie alles richtig gemacht hätte, dann gäbe es ja ein funktionierendes Backup.

00:27:54: So apodiktisch, jetzt gar nicht so total fernliegend, aber hatte mit der konkreten Beweisfrau und

00:28:00: dem Streit auch gar nichts zu tun.

00:28:01: Und das ist eine Gelegenheit gewesen, wo wir ja einen Ablehnungsantrag gestellt haben,

00:28:07: weil man kann Sachverständige ablehnen, kann sie leider nicht ablehnen wegen Inkompetenz.

00:28:14: Ich würde mir in den beiden Vorherrigen empfehlen, sonst gemacht.

00:28:18: Aber man kann sie ablehnen, wenn es Gründe gibt für Zweifel in der Unparteilichkeit,

00:28:25: das kann gleich am Anfang, jemand der regelmäßig für eine der Parteientätig ist zum Beispiel,

00:28:31: kann wohl nicht als Sachverständiger für beide tätig sein.

00:28:33: Aber das Gericht, das ist so ähnlich wie man den Richter ablehnen kann, weil Gründe

00:28:40: anders geben, an der Unparteiligkeit zu zweifeln, einen Befangenheitsantrag stellen kann, kann

00:28:44: man das auch bei Sachverständigen machen, was nicht heißt, dass der dann sofort raus ist.

00:28:48: Genau, was nicht heißt, dass der dann sofort raus ist, wobei die Erfolgsquot bei Sachverständigen

00:28:53: ablehnung ist deutlich höher als bei Richter ablehnungen.

00:28:57: Ich habe eine Richterin erfolgreich abgelehnt, aber ich habe vier Sachverständige, nicht

00:29:05: viel, aber das ist deutlich mehr.

00:29:09: Und der konkrete Fall war auch erfolgreich mit der Ablehnung, weil was der Sachverständige

00:29:15: nicht machen darf, ist, der darf sie nicht an die Stelle des Richters setzen.

00:29:18: Und das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass er seinen Auftrag überschreitet.

00:29:24: Und das gibt der betroffenen parteilregelmäßig Grund, an der Unbefangenheit zu zweifeln.

00:29:31: Klammerauf tatsächlich, der war Befangen, der war einfach der Auffassung.

00:29:34: So arbeitet man nicht als Artidienstleister.

00:29:37: Genau, so arbeitet man nicht als Artidienstleister und hat sich aber um sonstige Fragen nicht

00:29:42: so viel Gedanken.

00:29:43: Ist möglicherweise auch ein Problem der Ausbildung, aber für viele, ich habe ja nun nicht so

00:29:49: furchtbar viel Erfahrung, aber ein oder zwei Sachverständige habe ich auch schon erlebt

00:29:52: und man hat diesen Eindruck, dass sie sich sozusagen nicht nur meinen mit ihrem Gebiet

00:29:59: auszukennen, zum Beispiel der Fahrzeugtechnik oder der Software, sondern dann eben auch den

00:30:05: Fall entscheiden zu wollen.

00:30:07: Das wissen die vielleicht manchmal gar nicht so sehr, auch wenn das Gericht das vielleicht

00:30:10: vorher sagt und so, aber und ihnen eine sehr konkrete Frage stellt, aber die beantworten

00:30:15: was ganz anders als man gefragt hat und sagen hier also, merkt man ja manchmal auch den

00:30:20: Gutachten an.

00:30:21: Wer da recht hat, ja das ist ja nicht deren Aufgabe.

00:30:24: Genau, da spricht so ein sehr sehr wichtigen und zutreffenden Punkt an, lieber Martin,

00:30:30: nämlich so den menschlichen Aspekt bei dem Sachverständigen.

00:30:35: Sachverständige fühlen sich ja manchmal berufen, ja, dazu auch zu Dingen etwas zu

00:30:42: sagen, von denen sie keine Einung haben und den Parteien oder noch schlimmer dem Gericht

00:30:46: zu helfen, indem sie zu einem möglichst klaren Ergebnis kommen, selbst wenn diese Situation

00:30:52: gar nicht so klar ist.

00:30:53: Und je gefestigter das Feld ist, um so besser kann man abschätzen, was von den Aussagen

00:31:02: zu halten ist.

00:31:03: Das heißt, Bausachverständige, wo ja so ähnlich die Parallelen von Baurecht und IT-Recht

00:31:10: haben wir ja schon wiederholt gesprochen, wo jedenfalls Sachverständige gang und gäbe

00:31:16: sind, ja, ob das Fundament richtig ausgeführt ist oder nicht, das lässt sich relativ klar

00:31:23: festlegen.

00:31:24: Das kannst du auch, ne?

00:31:26: Also ich kann alles.

00:31:28: Aber ob ja ein bestimmter Handlungsweise im Bereich der IT, der viel, viel flexibler

00:31:38: ist und viel weniger klare Normungsvorgaben hat, ob das da sinnvoll gewesen ist oder

00:31:48: nicht und vor allen Dingen, ob es kausal für irgendeine andere Folge war, wenn das System

00:31:52: nicht mehr da ist, das ist sehr praktisch nicht zu beantworten.

00:31:55: Und trotzdem finden sich immer Sachverständige, die das dann im Zweifel eine klare Meinung

00:32:00: haben.

00:32:01: Vielleicht, ich meine, es ist natürlich, versteht man ja auch, dass die eine klare Meinung haben

00:32:04: und die sind ja Sachverständige und die und im Saal dann oder vielleicht in der Videokonferenz,

00:32:10: die mit dem meisten Sachverstand diese Frage betreffend und fühlen sich dann vielleicht

00:32:14: auch berufen.

00:32:15: Aber es ist natürlich auch so, ja, du hast es vorhin erwähnt, Sachverständige sind ein

00:32:19: Beweismittel unter mehreren, ja, was anderes wäre der Zeugnisbeweis.

00:32:22: Da ist ja auch ganz oft, dass der Zeuge, dass man zwar denkt, der Zeuge weiß, was er

00:32:26: sagt und hat die Antwort auf die Frage, die man ihm stellen möchte, stellt sich aber raus,

00:32:30: der hat es doch nicht gesehen oder gefühlt oder genau.

00:32:34: Und ja, so wie es den alten Anwaltsspruch gibt oder Richterspruch ist es, glaube ich, sogar

00:32:41: dem Zeugen glaubt man, außer Gegenteil ins Bewiesen, haben die Gerichte leider auch

00:32:47: eine Tendenz relativ unreflektiert, den Sachverständigen zu folgen und wie vorhin schon gesagt, sich

00:32:54: auch aus der Begutachtung in einem Maß herauszuhalten, was manchmal dem Verfahren nicht wirklich

00:33:02: förderlich ist und jetzt ganz unabhängig von dem Ergebnis, weil der Sachverständige eben

00:33:07: auch nicht wissen kann und auch nicht wissen muss, worauf es dem Gericht dann am Ende ankommt

00:33:13: und wenn dann eine pauschale Antwort kommt, als der Richter dann auch wieder irgendetwas

00:33:18: macht, dann ist niemanden gedient.

00:33:20: Drei, vier Fragen vielleicht noch, die erste, die mir jetzt da gerade einfällt.

00:33:26: Hast du dann als Anwalt Einflussmöglichkeit, also kannst du sozusagen der Sachverständige

00:33:30: kriegt seinen Auftrag, der wird ja dann erst mal noch gar nicht eingeführt, es gibt

00:33:36: ja kein Termin zum Üblichen Verhandlungen, wo der erst mal erscheint und dann alle damit

00:33:39: eräuert dann, was ja ...

00:33:40: Doch, könnte es geben.

00:33:43: Die ZPU sieht das ausdrücklich vor.

00:33:45: Ja.

00:33:46: Ein ... bevor der Auftrag konkret ... oder bevor die Beweisfrage konkretisiert wird oder

00:33:52: bevor auch das Prüfprogramm des Sachverständigen konkretisiert wird, kann der gehört werden

00:33:56: und das Gericht kann ihn einweisen in den Fall.

00:34:01: Dazu sind die Parteien zu laden, die können sich dann dazu äußern, ist mir noch nie passiert.

00:34:07: Okay, deshalb kenn ich das nicht, weil das nicht mehr die passiert ist.

00:34:11: Ja.

00:34:12: Also, die kriegen dann einen schriftlichen Auftrag mit Sachverhalt, kriegen die die komplette

00:34:17: Akte?

00:34:18: Die kriegen im Regelfall die komplette Akte.

00:34:20: Eigentlich ist das Gericht gehalten, den Sachverständigen, also wenn die Sachverständige

00:34:25: der Tätigkeit nicht in der Feststellung bestimmter Tatsachen liegt, sondern in der Bewertung

00:34:30: bestimmter tatsächliche Umstände, und zwar also in der fachlich-technischen Bewertung,

00:34:37: nicht in der rechtlichen Bewertung, könnte das Gericht ihnen auch sagen, welche Tatsachen

00:34:42: die zugrunden zu haben.

00:34:47: Aber der Regelfall ist einfach, dass sie irgendwie die Beweisfrage ohne weitergehende

00:34:53: Erläuterung bekommen, die Gerichtsakte und die Ansage, also wenn das Gericht an einer

00:34:59: begriffen Beschleunigung interessiert ist, in drei Monaten hätten wir gerne das Gut achten.

00:35:04: Sprich, der Einfluss, den du dann als Parteivertreter hast, ist dann überschaubar für den Zeitpunkt?

00:35:10: Ja, also es gibt natürlich, also wie sagt die ZPO, gibt dem Gericht relativ viele Einflussmöglichkeiten

00:35:15: und man kann auch als Anwalt darauf hinwirken, dass das Gericht diese ausübt, indem man

00:35:20: an das Gericht schreibt und dem sagt, die Beweisfrage ist nicht zielführend, der Sachverständige

00:35:27: ist nicht zielführend tätig, der Sachverständige ist untätig, etc.

00:35:31: pp.

00:35:32: All diese Einwände verpuffen meist, weil das Gericht halt die Tendenz hat, jetzt habe ich

00:35:39: einen Sachverständigen bestellt, der macht jetzt erstmal, jetzt kümmere ich mich um

00:35:41: andere Dinge.

00:35:42: Und alle Fragen, die den Sachverständigen betreffen, abgesehen von der Ablehnung, sind

00:35:50: nicht gesondert justiziabel.

00:35:53: Das heißt, das sind Zwischenentscheidungen des Gerichts, die gibt es keinen Rechtsmittel,

00:35:58: die kann man dann im Rahmen der Berufung angreifen oder der Revisionen, aber isoliert

00:36:07: kann man sich nicht dagegen wehren.

00:36:09: Okay.

00:36:10: Vielleicht ein Satz noch, wer bezahlt den Sachverständigen?

00:36:14: Die unterliegende Partei und zwar brutalerweise auch, wenn der Sachverständige gar nicht so

00:36:23: richtig zielführend tätig geworden ist.

00:36:25: Im Grundsatz kann man das dann angreifen, aber die Schwelle dafür, dass der Sachverständige

00:36:32: seine Vergütung verliert, ist sehr, sehr hoch, in Kompetenz reicht nicht, wie schon gesagt.

00:36:38: Und auch die Schwelle, dass etwa die Staatskasse das zu tragen hätte, was man unter bestimmten

00:36:46: Unständen bei nicht zielführender Prozessführung durch die Gerichte beantragen kann, ist

00:36:51: auch extrem hoch.

00:36:52: Habe ich auch beides noch nicht erlebt.

00:36:55: Okay.

00:36:56: Du hast schon einiges erlebt.

00:36:57: Und ich habe schon einiges erlebt.

00:36:58: Wie wir hier jetzt in den drei Fällen schon gesehen haben, bevor wir vielleicht zum Fazit

00:37:04: unsere Abschlussbemerkung von dir kommen, noch eine Frage.

00:37:07: Also, ich schreibe ja nun kaum noch Schrift, keine Schriftsätze mehr.

00:37:11: Ab und zu lasst ihr mich mal reingucken, aber eigentlich nicht mehr so richtig.

00:37:15: Aber was mir schon noch in Erinnerung ist, ist Beweis der Bepunkt Sachverständigen.

00:37:19: Gutachten ist ja nah an dem meistgeschriebenen Satz oder Satzfragment in den Schriftsetzen.

00:37:26: Dennoch ist es ja schon nach meiner Beobachtung eher die Ausnahme als die Regel, dass man

00:37:33: jetzt in Prozessen Sachverständige tatsächlich hört.

00:37:35: Was würdest du, erstens stimmt es, was ich sage und zweitens, was würdest du sagen,

00:37:41: ist so die, wenn man es sagen kann, aber vom Gefühl her die Quote, wo Sachverständigen

00:37:48: gutachten angeboten wird als Beweis und das tatsächlich dazu kommt.

00:37:52: Also, du hast recht und Unrecht.

00:37:57: Ja.

00:37:58: Es ist sicherlich das am meistgeschriebene eigentlich mehr nur noch Beweis NN.

00:38:07: Wie vor.

00:38:09: Aber die Quote, es kommt häufiger zu Sachverständigen gutachten, also jedenfalls im Anti-Bereich,

00:38:23: häufiger zu Sachverständigen gutachten, als du es jetzt angedeutet hast.

00:38:27: Weil einfach Tatsachenfragen streitig sind.

00:38:31: Regelmäßig drohen die Gerichte natürlich den Parteien mit, ja, dann müssen wir einen

00:38:36: Sachverständigen bestellen.

00:38:38: Und was ich jetzt ergeben haben sollte aus unserem kleinen Diskurs, ist das eine ernstzunehmende

00:38:45: Drohung, weil der Sachverständige ...

00:38:48: Drohung ist, das weiß ich noch, dass das in Aussichtstellen eines empfindlichen Übels

00:38:51: auch dessen Eintreten der Drohende, wie heißt es, Einfluss zu haben vorgibt.

00:38:57: Genau.

00:38:58: Und dem völlig plus, insbesondere das Übel, ist potenziell groß, weil die Ergebnisse lassen

00:39:07: sich schwer vorhersagen.

00:39:08: Auf zwei Ebenen erstens, was sagt der Sachverständige, zweitens, was macht das Gericht daraus?

00:39:14: Und es dauert halt Ewigkeiten, oder potenziell dauert es sehr, sehr lange.

00:39:20: Und warum drohen die nur für die nicht-prozess-erfahrenen Drohnen, damit sich die Parteien völlig

00:39:26: einigen?

00:39:27: Genau, die Drohnen, weil es doch viel günstiger ist, man würde sich jetzt einigen.

00:39:32: Die Kosten der Sachverständigenbegutachtung sehr, sehr unterschiedlich.

00:39:37: In dem IT-Bereich meistens nur Zeitaufwand des Sachverständigen, das ist also überschaubar.

00:39:45: Es gibt jedenfalls nicht so teuer wie der Zeitaufwand der Anwälte.

00:39:48: Aber sobald es zum technischen Untersuchung geht, Bauwerksöffnung, da kostet dann sehr

00:39:57: viel Geld, aber im IT-Prozess ...

00:40:00: Kann neu hinstellen, neu ausrichten, alles runterfallen lassen, genau.

00:40:05: Das ist natürlich ...

00:40:06: Ich werde das Schloss nicht abmachen.

00:40:07: Exorbitant teuer.

00:40:10: Aber für die Prozesse, nicht für alle, aber für einen Großteil, ist einfach der zeitliche

00:40:18: Ablauf und die Unvorhersehbarkeit.

00:40:20: Und der Umstand, dass man nicht dann mit den Sachverständigen, mit den falschen Sachverständigengutachten

00:40:24: auseinandersetzen muss, ist ja mit einem Gutachten dann nicht getan.

00:40:28: Da gibt es erstes, zweites, drittes, Ergänzungsgutachten, dann fällt der Sachverständige aus, weil

00:40:33: er krank ist oder überlastet oder was auch immer.

00:40:36: Oder einfach nicht antwortet.

00:40:38: Oder nicht überlastet.

00:40:39: Oder überlastet Thema.

00:40:40: Dann findet sich am Ende eine andere Besetzung der Kammer, die beschließt, dass es auf die

00:40:46: Beweisfrage doch gar nicht ankommt.

00:40:48: Und so könnten wir jetzt noch lange fortsetzen mit Christophs kleiner Frustattacke, was die

00:40:53: Sachverständigen angeht.

00:40:56: Das taugt ja schon fast als Fazit.

00:40:59: Ja, ich wollte schon etwas Versöhnliches sagen, weil das waren jetzt Extremfälle.

00:41:07: Und die sollten eigentlich nur illustrieren, dass das, was du gesagt hast, nämlich dieses

00:41:15: dann kommt halt ein Sachverständiger, dass es ein zweischneidiges Schwert ist und man

00:41:19: sich sehr, sehr gut überlegen sollte, bereits im Vorfeld, welche Tatsachen, weißt, Tatsachen

00:41:25: man gegebenenfalls auf diesem Wege beweisen müsste und das, wenn möglich, vermeiden.

00:41:31: Es gibt kompetente Sachverständige.

00:41:34: Es lohnt sich sehr, an einem Kreis zuverlässiger Sachverständiger zu arbeiten.

00:41:41: Das Schlimmste, was tatsächlich passieren kann, ist, dass es gericht irgendjemand aus

00:41:45: der Liste greift.

00:41:46: Der kann sehr, sehr gut sein.

00:41:51: Mutmaßig ist das nicht.

00:41:54: Es geht nicht ohne Sachverständigen, oder nicht in allen Fällen ohne Sachverständigen.

00:42:00: Und die ZPO gibt eigentlich sehr, sehr viel Spielraum und Handlungsmöglichkeiten für

00:42:07: das Gericht, auf sinnvolle Sachverständigen Gutachten hinzuwirken, auch auf schnelle

00:42:14: Begutachtung und auch darauf, dass kompetente Sachverständige aus dem Verkehr gezogen werden.

00:42:19: Passiert das leider nicht.

00:42:22: Genau, aber um es wenigstens zu versuchen, braucht man Leute wie Christoph, die dann

00:42:28: eben aus so einem IT-Verfahren so führen können, dass wenn es auf das Sachverständigen Gutachten

00:42:32: ankommen sollte, wenn man sich nicht geeinigt hat und auch ansonsten nicht heraus sich finden

00:42:36: lässt, ob Kausalität besteht, ob eine Pflichtverletzung vorliegt oder wenn man gerade beweisen möchte,

00:42:42: dann brauchen man Leute, gute Anwälte, die dann da entsprechend einwirken können.

00:42:48: Man braucht immer für alles Mögliche gute Anwälte.

00:42:52: So, damit sind wir tatsächlich am Schluss von Ausgabe 65 von Herting FM, der Podcast

00:42:58: für Recht Technologie und Medien angekommen.

00:43:00: Es ging, ihr habt es gehört, um Sachverständige, vor allem in IT-Verfahren.

00:43:04: Lieber Christoph, vielen Dank, dass du da warst.

00:43:06: Lieber Martin, danke, dass ich hier sein durfte.

00:43:07: Es ist mir immer ein Vergnügen.

00:43:09: Und mir bleibt der Hinweis darauf, dass wir am Donnerstag, wenn ich das richtig im Blick

00:43:14: habe, weitermachen mit Lasse-Konrad zu Cyberverfahren, also wieder IT-Verfahren, aber vielleicht noch

00:43:21: mal ein bisschen aus dem anderen Blickwinkel.

00:43:23: Und es freut mich, wenn ihr mich und Lasse dann auch am Donnerstag hört und ansonsten

00:43:32: treu bleibt und auch die weiteren Folgen entsprechend zur Kenntnis nehmt.

00:43:36: Bis dahin, bleibt fit und munter und bis zum nächsten Mal.

00:43:40: Ciao.

00:43:41: Ciao.

00:43:42: [Musik]

00:43:48: [Musik]

00:44:17: [Musik]

00:44:27: [Musik]

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Über diesen Podcast

Im Podcast HÄRTING.fm Der Podcast für Recht, Technologie und Medien beschäftigen sich die Co-Hosts mit Neuigkeiten aus unseren Rechtsgebieten: Es geht um IT und IP, Medien und Technologie, Datenschutz und E-Commerce.

Gemeinsam mit wechselnden Co-Hosts aus der Kanzlei begrüßt Martin Schirmbacher in jeder Folge einen Gesprächspartner, den oder die wir zu ihrem oder seinem Schwerpunktthema befragen und uns und Euch ein wenig über ihre oder seine Spezialgebiete informieren. In jede Folge steigen wir mit einem kleinen Gespräch zu aktuellen Themen aus unserer Mandantenberatung ein.

von und mit Dr. Martin Schirmbacher

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